Sonntag, 8. Februar 2009

Jindřichův Hradec

Geschichte der Stadt
Jindřichův Hradec war bereits im 10. Jahrhundert Verwaltungszentrum der Umgebung und strategischer Mittelpunkt im Süden des Přemyslidenstaates, bedingt durch seine günstige Lage auf der Landzunge der Gewässer Nežárka und Hamerský potok. 1185 bekam Witego de Purschitz (tschechisch Vítek z Prčice) Südböhmen, das er zunächst kolonialisierte und es später unter seine Söhne aufteilte. Diese gründeten die bedeutenden südböhmischen Adelsgeschlechter von Landstein und Wittingau, von Stráž und Rosenberger sowie Herren von Hradec.
Von 1220 bis 1237 erteilte Jindřich Vítkovec deutschen Rittern (Domus hospitalis S. Marie Teutonicorum) das Patronatsrecht für die Pfarrkirche und verpflichtete diese zum Bau eines Spitals bei der Kirche. 1255 bestätigte Vítek z Hradce, Sohn des Gründers des Patronats, übergab ihnen weiteres Eigentum und gewährte zusätzliche Freiheiten. In der Liste findet sich der Name des bekannten Burgrichters Jindřich, genannt Kameník, vermutlich der erste Verwaltungsbeamte der Gemeinde.
1277 wurde die Burg von Přemysl Ottokar II. besetzt, der hier eine Zeit lang auch wohnte. 1294 rief Oldřich II. z Hradce mit Erlaubnis des Königs acht jüdische Familien und ließ sich gleichzeitig das alte Wegerecht durch Hradec bestätigen. 1297 wurden in Hradec erstmals Bürger erwähnt (civis).
Während der Herrschaft des Oldřich III. z Hradce von 1312 bis 1349 nahm die Stadtmitte die noch heute bestehende Gestalt an. In der Zeit von 1335 bis 1342 befahl der päpstliche Inquisitor, der dominikanische Mönch Havel z Hradce, den Bürgern, die sich gegen die Kirche gestellt hatten, sich selbst zu melden. Papst Benedikt II. ordnete 1340 bis 1341 den ersten Kreuzzug gegen Ketzer und Häretiker in Hradec an. 1341 wurden die Burg und einige Dörfer in der Umgebung beschädigt.
Nach dem Tod Oldřichs III. wurde sein Besitz von 1349 bis 1389 an seine Söhne aufgeteilt. Der Zustrom von Kaufleuten und vermögenden Handwerkern wuchs. 1389 erhielt die Stadt von Heinrich III. von Neuhaus das erste schriftlich festgehaltene Privilegium, nach dem allen Bürgern freie Entscheidung und Bewegungsfreiheit erteilt wurde. Sie durften auch selbständig mit Immobilien und Waren handeln. Festgeschrieben wurde auch die Höhe der örtlichen Steuern. 1399 gründete Heřman Jan der Jüngere z Hradce ein Stadtspital mit der Kapelle der Alžběta. 1410 wurde in den Urkunden das erste Mal der heutige Name der Stadt erwähnt: Jindřichův Hradec.
Die Hussitenkriege von 1415 bis 1434 trafen die Stadt kaum. Es kam lediglich zu sozialen Auseinandersetzungen und Machtstreitigkeiten. Sympathisant der Hussiten war lediglich Oldřich Vavák, der zum Verwalter berufen wurde. Sein Nachfolger Menhart z Hradce war zwar anfangs Anhänger des Kelchs (Hussiten), änderte dann aber seine Meinung und beteiligte sich auf der Seite der Gegner 1434 an der Schlacht von Lipan. Von 1434 bis 1448 stieg Menhart in die hohe Politik ein. Die Stadt wurde neben Prag der wichtigste Ort für diplomatische Begegnungen zwischen verfeindeten Parteien.
Die Oldřichs starben zwischen 1453 und 1463 aus. Zdeňek von Sternberg, Führer der Gegner von Georg von Podiebrad, übernahm die Herrschaft. Die Franziskaner (Bosáks) siedelten sich 1457 in der Vorstadt an. Weiter in der Stadt blieben die Minoriten, die auch die seelische Betreuung nach den deutschen Rittern übernahmen, die die Stadt 1450 verlassen hatten. 1463 belagerte Jindřich IV, Anhänger der orthodoxen katholischen Lehre, Gegner von Jiří z Poděbrad, bis 1479 Anhänger von Matyáš Korvín, danach von Vladislav II. 1467 die Königstruppen die Stadt, musste jedoch ohne Erfolg wieder abziehen.
Adam I. übernahm 1511 die Herrschaft. 1523 wurde er zum höchsten Kanzler berufen. Er gehörte zu den acht reichsten Personen des Königreichs. Nach dem plötzlichen Tod Adams I. verwaltete zwischen 1531 und 1546 bis zur Volljährigkeit seiner Söhne Wolf der Ältere, Kraiger von Kraigk auf Landstein, das Erbe. 1550 wurde das Erbe aufgeteilt. Joachim erhielt das Gut Jindřichův Hradec und Zachariáš das mährische Gut Telč. Während der Herrschaft Joachims kam es zu einem Aufblühen der Stadt Jindřichův Hradec. 1562 bis 1564 wurden der Herrenbesitz Hluboká und weitere Güter angeschlossen.
1568 übernahm Adam II. das Erbe. Damit begann der Abschied von der hohen Politik. Die Schulden wuchsen und die finanzielle Lage wurde prekär. Auf Drängen seiner streng katholischen Frau Katharina von Montfort wurde die Jesuitenschule mit der neuen Kapelle sv. Mařie Magdalena erbaut. Die Jesuiten erhielten das Patronatsrecht über alle Kirchen und die Aufsicht über alle Schulen. 1595 wurde mit dem Unterricht auf der ältesten böhmischen Jesuitenschule begonnen.
Nach dem Tod des einzigen Sohnes Jáchym Oldřich starb 1604 der Ast der Herren von Hradec aus. Das Erbe übernahm Jáchymovs Tochter Lucie Otýlie z Hradce, die 1602 Wilhelm Slawata von Chlum und Koschumberg geheiratet hatte. Während des böhmischen Aufstandes von 1618 bis 1620 verhinderte die Stadt dreimal die Angriffe der kaiserlichen Armeen, geführt von den Generälen Dampiera und Buquoye. Die Stadt kapitulierte erst nach der Schlacht am Weißen Berg. Nach dem Sieg der Habsburger kehrten Vilém Slavata und die Jesuiten aus der Emigration zurück. Im Prozess gegen die Bürgerlichen wurden 24 Todesurteile gefällt, die später aufgehoben wurden, nachdem sich die Verurteilten zur katholischen Lehre bekannt hatten. Vilém Slavata wurde zum Kanzler des Reiches ernannt. Der Stadt wurden zwischen 1622 und 1625 alle Privilegien genommen. Die Selbstverwaltung wurde eingeschränkt. Durch die Bulle des Papstes Urban VIII. von 1625 erhielt die Pfarrei weitreichende Privilegien, die von den Jesuiten durchgesetzt worden waren. Die Jesuiten besorgten 1637 die Überreste des Heiligen Hippolyt, der zum Patron der Stadt wurde. Es folgten die Franziskaner mit den Überresten des Heiligen Theodor 1682. 1654 war Jindřichův Hradec mit 405 Häusern die zweitgrößte Stadt Böhmens.
Das Slawata-Geschlecht starb 1693 aus. Das Erbe übernahm Marie Josefa Slavatová, verheiratet mit Heřman Jakub Czernin. Sie lebten vor allem in ihren Palästen in Prag und Wien und bauten das Rokoko-Schloss Jemřin. Unter den Erbstreitigkeiten 1741 um die Macht in Österreich litt auch die Stadt. Sie wurde von Franzosen und Bayern besetzt. 1744 kamen die Preußen und nach dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges musste die Stadt ein Soldatenlazarett einrichten.
Die erfolgreiche Textilindustrie, die zweitgrößte nach Reichenberg, sorgte ab 1757 für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. 1773 zerstörte ein Feuer viele Häuser der Vorstadt und Teile des Schlosses. Nach der Auflösung des Jesuitenordens wurden auch die Schulen der Jesuiten geschlossen. Ein erneutes Feuer vernichtete 1801 fast die gesamte Stadt. Die Stadttore und große Teile der Mauern wurden abgerissen. An deren Stelle entstanden große Parks und neue Gebäude.
In den Jahren 1871 bis 1887 verlor die Stadt nach und nach ihre wirtschaftliche und politische Bedeutung. Erst 1887 wurde sie an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1914 wurde die Rekonstruktion des Schlosses nach den Entwürfen von H. Watcher beendet.
Das Münchner Abkommen schnitt die Stadt zwischen 1938 und 1945 vom tschechischen Inland ab. 1939 bekam die Stadt einen deutschen Regierungskommissar. Ab 1940 wurde Neuhaus dem Oberlandratsbezirk Iglau zugeordnet. Aus der Stadt wurden tschechische Schulen und Ämter entfernt. 1945 wurde die Stadt durch Marschall Malinovský besetzt
Michal