Freitag, 24. April 2009

Jena und Leipzig - 13.3. 2009

WÄCHTERHAUS

Am Freitag (13. 3.) haben wir ein Wächterhaus besucht. In Leipzig gibt es unglaubliche von leeren Wohnungen. Wir haben festgestellt, dass die Zahl an diesen Wohnungen fast 10 000 erreicht. Diese Situation ist nach dem 2. Weltkrieg entstanden, weil viele Menschen keine Arbeit hatten und sie deshalb die Stadt verlassen haben.
Von der erwähnten Zahl funktionieren 12 Häuser als Wächterhäuser. Ein Haus davon befindet sich im Eigentum der Leipziger Wohnungs – und Baugesellschaft, die anderen sind im Privatbesitz.
Viele Infos hat uns unser sympathischer „Hausführer“ vermittelt. Er hat unserer Gruppe eine typische Wohnung im Wächterhaus gezeigt, das er bewohnt. Es geht um alte Häuser in einem Stadtviertel am Leipziger Stadtrand. Die Häuser sind ungefähr 100 Jahre alt. In diesen Häusern ist es günstig zu wohnen. Für wenig Geld steht viele Fläche zur Verfügung. Man muss nur einem Verein regelmäßig eine Gebühr zahlen. Die Freundin unseres Führers hat uns gesagt, dass sie dem Verein monatlich 80 Euro bezahlen. Der Verein wurde im Oktober 2004 gegründet und wird Haushalten genannt. Er nimmt Kontakt zu Eigentümmern leer stehender Gebäude auf, vermittelt neue Nutzer und hilft bei der Beantragung von Fördermitteln zu Gebäudesicherung. Die Nutzer fungieren als „Wächter“ des bestimmten Hauses und deshalb nennt man diese Häuser Wächterhäuser. Sie übernehmen auch die Kontrolle des Gebäudes. Die Nutzer des Wächterhauses sind soziokulturelle Vereine oder z. B. Ateliergemeinschaften. Es wurde uns gesagt, dass wer solches Haus bewohnen will, sich mit einer produktiven (z. B. künstlerischen) Tätigkeit beschäftigen muss, zum Beispiel Maler, Fotografen, ….usw. Unser Führer war Maler. Seine Wohnung wurde nicht renoviert und war einfach ausgestattet. Als ein Gegenteil hat auf uns die zweite Wohnung gewirkt, die uns die nette Besitzerin des Hauses gezeigt hat. Ihre Wohnung wurde renoviert und war viel moderner und besser ausgestattet, als die erste. Auf den Fotos konnte man sehen, wie viele Arbeit man dafür aufwenden musste, um die Wohnung zu renovieren.
Nach dieser Exkursion waren wir ganz erstaunt, dass es in Leipzig so viele leere Wohnungen gibt. In Tschechien sieht man ganz andere Wohnungsituation. Hier mangelt es an Wohnungen. Wären hier so viele leere Wohnungen, würde zum Beispiel die Stadt diese alten Wohnungen kaufen, renovieren und später teuer vermieten oder verkaufen.. Dieses Projekt finden wir eine interessante und gute Idee, um ein solches Problem mit leeren Wohnungen zu lösen.

Internationaler Workshop zum Thema
Erinnerungsorte und –kulturen“

Am Freitag nachmittag haben wir an einem Workshop teilgenommen. Der Workshop orientierte sich an Erinnerungsorten und –situationen, mit denen man weiter arbeiten kann – zum Beispiel in der pädagogischen Tätigkeit.
In allen Aktivitäten im Workshop haben wir die Verbindung von der Erinnerung und der Bewegung verfolgt. Meistens haben wir im Kreis oder auch frei im Raum gearbeitet.

1. Unser Seminarleiter hat sich vorgestellt (sein Name war John) und seine Vorstellung hat er gleich mit der ersten Workshop-Aktivität verbunden, die man als „Arbeit mit den Namen“ verstehen kann.
„Arbeit mit den Namen“ :

  • Jeder hat sich eine bestimmte Bewegung zu seinem Namen ausgedacht und die Anderen mussten sich sowohl den Namen als auch die entsprechende Bewegung merken und wiederholen.
  • Unsere Bewertung: unterhaltsame und effektive Weise, um sich Namen besser zu merken

2. Das Programm wurde von dem Spiel „Monster jagt Fee“ bunt gemacht. Dieses Spiel sollte uns in Bewegung setzen.

  • Unsere Bewertung: im Nu wurde man in seine Kindheit zurückversetzt, weil man keine solchen Spiele mehr spieltJ

3. Eine weitere Aktivität hat auf die „Erinnerung an die Kindheit“ gezielt.
„Erinnerung an Kindheit“ :

  • Die Grundfrage war: Was hast du damals am liebsten gemacht? Jeder sollte das dann durch Bewegung, auch mit dem passenden Gesichtsausdruck und mit der entsprechenden Stimmung, bzw. mit Worten präsentieren.
  • Unsere Bewertung: sehr witzige Tätigkeit


4. Es folgte „Erinnerung an die letzte Woche“:

  • Die Grundfrage hier war: Was hast du in der letzten Woche gemacht und wo überall bist du gewesen? – Was hat dir am besten gefallen? Wieder musste jeder den Ort bzw. die Tätigkeit aufgrund seiner Bewegung und Gestikulation, Mimik präsentieren, so dass es die Anderen erkennen konnten.
  • Unsere Bewertung: es wurden originelle dramatische Auftritte geschaffen

5. Nachher verlief eine Bewertung unserer Exkursion, die man als eine Evaluation oder Reflexion fassen kann. Jeder musste in der Mitte des Kreises stehen und sagen : Ich packe meinen Koffer und ich nehme mit……….. .

6. Es gab eine kurze Pause und es wurde uns eine Erfrischung (Obst, Keks, Tee oder Kaffee) gereicht. Alle fanden das sehr nett!

7. Nach der Pause haben wir unsere Wahrnehmung geübt, und zwar aufgrund des Spieles „Pau!“. Die Wahrnehmung kann der Lehrer auch mit den Kindern trainieren, zum Beispiel mit dem Spiel „Das ist Peter, Paul, Susen,…“ (alle sitzen im Kreis und John schickt verschiedene Sachen in verschiedene Richtung, dabei sagt er die Phrasen Das ist Peter, Das ist Paul usw.)

  • Unsere Bewertung: unglaublich viel Spaβ

8. Das Beispiel wie man den ganzen Körper aktivieren kann, hat John in der Aktivität, „Wer hat den Keks aus der Dose geklaut?!“ genannt, demonstriert:

  • Bei diesem Spiel hat man sich bewegt, man hat gesungen, man musste auch schnell denken und flexibel regieren. Man schaffte es dabei jedoch viel zu lachenJ
  • Unsere Bewertung: es ist unmöglich, die rechte Hand, die linke Hand und das Bein gleichzeitig zu drehen!

9. Weil sich unsere Exkursion an das Thema „Das Jahr 1989“ orientiert hat, war die letzte Aufgabe: „Was fällt dir ein, wenn man „1989“ sagt?“:

  • Jeder hat etwas Anderes (Symbol, Situation, Erfahrung, Ausdruck usw.) ausgedrückt. Nach der Auswertung aller Ideen wurden schlieβlich diese drei Themen formuliert: Tschechoslowakei, Fall der Mauer, Leipzig. Und nachfolgend haben sich die Gruppen bemüht, die einzelnen Situationen zu demonstrieren.
  • Unsere Bewertung: tolles Erlebnis - man hat sich versucht, ein Theaterstück zu spielen.

Wie man sehen kann , wurden die meisten Aktivitäten dramatisiert. Wir halten diesen Workshop für den besten Teil des ganzen Programms der Exkursion, er war unterhaltsam und alle wurden aktiviert. Der Workshop hat uns nicht nur Spaβ und Relaxation gebracht, sondern es wurden auch viele interessante Ideen für unsere pädagogische Tätigkeit vermittelt.

Jena und Leipzig - 12.3. 2009

Career Center der Leipziger Hochschulen: Neue Studiengänge – neue Übergänge

Am 12.3. 2009 wurden wir zu einem Vortrag des Career Centers der Leipziger Hochschulen eingeladen. Das Thema unseres Besuchs war „Neue Studiengänge – neue Übergänge“. Wir wurden im Neuen Senatsaal von den Politikwissenschaftlern aus der Projektgruppe für das Rektorat empfangen.
Erst haben wir einige Daten über die Universität Leipzig erfahren. Sie feiert ihr 600-jähriges Bestehen seit der Gründung, es gibt 14 Fakultäten, 30 000 StudentInnen und 6 profilbildende Forschungsbereiche. Die Studiumsstruktur läuft nach dem Bolognavertrag. Das Studium ist jetzt praxisorientiert und es gibt Bachelor-und Masterstudium. Aber in der Realität gibt es Probleme für den Beruf – Bachelor ist nicht genügende Qualifikation. Das ist z.B. bei der chemischen Ausbildung absehbar.
Zur Struktur des Bachelor Studiums: Die Studierenden müssen das obligatorische Kernfach absolvieren. Dann gibt es einen Wahlbereich, der insgesamt 160 Module hat, zur Auswahl. Hier gibt es auch unkonventionelle Kombinationen. Der letzte Teil des Studiums ist die Qualifikation, auf die große Betonung liegt. Die Studenten sollten auf die Praxis vorbereitet sein und zugleich auch Kenntnisse in anderen Bereichen gewinnen. Durch die Wahlbereiche müssen sich die Studenten klarmachen, was für ihre Zielrichtung wichtig ist.

Career Center
Das Career Center dient als eine Station zwischen der Arbeitswelt und der Universitätswelt. Die meisten Arbeitgeber sind nicht sicher, welche Kompetenzen und Qualifikation die Absolventen gewinnen. Deswegen gibt es das Career Center, das Informationen und Beratung für beide Seiten bietet. Dadurch will das CC die Arbeitgeber und Studierende zusammen bringen.
Das CC hat ein eigenes Büro und Programm an der Uni. Zu den Hauptaufgaben gehört es, Projektmanagement, Bewerbungstraining und Kontakte an Firmen zu vermitteln. Das CC hilft auch einen Platz für ein Praktikum zu finden. Mit den Absolventen will das CC im Kontakt bleiben, damit sie weitere Informationen übergeben können falls sie in dem absolvierten Bereich arbeiten. Das ist aber problematisch, weil die Absolventen keine Zeit haben, um weiter mit der Uni zusammenzuarbeiten.
Das CC hat Kontakte z.B. zur Arbeitsagentur, Stadt Leipzig; internationale Kontakte, SMILE (Selbst Management Initiative Leipzig), KOMOEL (Kompetenzzentrum Mittel- und Osteuropa Leipzig vernetzt solche sächsischen Wirtschaftsunternehmen, Wissenschaftseinrichtungen und Kulturinstitutionen, die intensive Kontakte zum östlichen Europa pflegen.), KOWA (Kooperationsstelle Wissenschaft und Arbeitswelt Leipzig) und IHK (Industrie- und Handelskammer)in u Leipzig. Freie Plätze bieten auch BMW, Porsche, DHL und andere Firmen aus der Logistik.
Das Career Center hat auch eigene Webseiten. Die StudentInnen haben dort ihre Profile und die Arbeitgeber können sie anschauen. Für die Studierende ist es kostenlos, die Arbeitgeber müssen dafür bezahlen.

Nach diesem kurzen Vortrag wurde freie die Diskussion geöffnet. Es gab Fragen sowohl von der Seite der Universitätsvertreter als auch von unserer Seite. Es gab Fragen zu der Finanzierung des Centers, was wir für unseren zukünftigen Beruf machen, ob es sowas in Budweis gibt usw.

Das ganze Problem beginnt schon vor dem Anfang des Studiums. Die StudentInnen wissen nicht genau, was sie nach dem Studium machen wollen und welches Studium sie sich auswählen sollen. Sie haben keine konkrete Vorstellung, was ein Beruf oder Arbeit beinhaltet. Es ist praktisch, wie es in Wien funktioniert, wo es schon vorher Informationen gibt.

Jena und Leipzig - 11.3. 2009

Wortbildung bei Kindern

Am Mitwoch den 11.3.2009 haben wir die neuen Gebäude der Universität in Leipzig besucht. Dort hat Dr. Anja Seiffert auf uns gewartet, um uns etwas über die Wortbildung bei Kindern zu sagen. Sie hat uns zuerst mit ihrem Mitarbeiter bekannt gemacht , der nicht kommen konnte, weil er wahrscheinlich im Kindergarten war – der Mitarbeiter war nämlich ihr Sohn. Alle Beispiele für die Wortbildung waren von ihm.

Der Vortrag „Die wunderbare Sprache der Kindern oder Was Linguisten von Kindern lernen können“ hat uns Kinder als Wortbildungskünstler vorgestellt. Als Beispiele hat uns Frau Seiffert folgende gegeben: „Universitärerin“ – es hat ihr Sohn als er 4 Jahre alt war gesagt – es sollte Frau Seiffert sein, weil sie an der Universität als Wissenschaftlerin, arbeitete. Den Satz „Da muss du mal genau hinriechen!“ haben wir-Studentinnen-gleich begriffen, weil es im Tschechischen ein Äquivalent dafür gibt. In der anschlieβenden Diskussion hat jemand gesagt, dass interessant wäre, die Kinder und die Nichtmuttersprachler zu vergleichen, weil die Ausländer ähnliche Fehler wie die Kinder machen.

Interessant und witzig war auch, wie die Kinder fremde oder komplexe Wörter verstehen. Zum Beispiel, als ihrer vierjährige Sohn über den Wahlkampf in Amerika gehört hat, hat er gefragt: „Warum kämpfen die Wale in Amerika?“ Oder statt dass er „Pfifferlinge“ sagte, verwechselte er es mit Pfefferlinge. Ganz viel haben wir gelacht bei dem Satz: „Am Nordpol leben die Eispenidos“ statt „Eskimos“.

Die Vorlesung hat mir sehr gefallen, vor allem die Beispiele, obwohl wir manchmal Probleme mit der Übersetzung hatten.

Nach der Vorlesung sind wir in die Üniversitätsbibliothek gegangen, wo wir noch eine Frau Seiffert getroffen haben. Sie hat uns durch Bibliotheca Albertina geführt. Sie hat über die Geschichte der Bibliothek erzählt. Dann hat sie uns den Studienraum und andere Teile der Bibliothek gezeigt und hat uns erklärt, wie es in der Bibliothek funktioniert – wofür wird bezahlt, die Öffnungszeiten... In der Bibliothek waren wir ein bisschen neidisch, weil in Budweis nicht so eine tolle Bibliothek ist.

Jena und Leipzig - 11.3. 2009

Stadtrundgang zum Thema 1989

Der Stadtrundgang hat genauso wie die 1989-Geschichte in der Nikolaikirche begonnen. In dieser Kirche wurden seit dem 10. September 1982 jeden Montag Friedensgebete gegen das Wettrüsten in Ost und West organisiert, die von dem Pfarrer Christian Führer geleitet wurden. Später, im Jahre 1989 haben sich an die Friedensgebete die Montagsdemonstrationen angeschlossen. Ein Mitorganisator war auch Christoph Wonneberger, der Pfarrer der evangelischen Lukasgemeinde in Leipzig-Volkmarsdorf.
Der traditionelle Termin der Friedensgebete in der Nikolaikirche und drei anderen Kirchen in der Leipziger Innenstadt, montags um 17:00 Uhr, hat sich als geschickt gewählt erwiesen. Er hat einerseits die Teilnahme an Gebet und Demonstration erlaubt, ohne der Arbeit fernbleiben zu müssen. Andererseits hat er auch vor der Ladenschlusszeit der Leipziger Innenstadt gelegen, so dass es relativ gefahrlos war, sich dort aufzuhalten ohne die Aufmerksamkeit der Sicherheitskräfte auf sich zu ziehen. Außerdem ermöglichte er den westdeutschen Fernsehsendern den Beginn der Demonstrationen regelmäßig in die Hauptnachrichtensendungen zu übernehmen. Das Bildmaterial musste dabei aus Leipzig herausgeschmuggelt werden, da die Stadt für westliche Journalisten zu dieser Zeit gesperrt war.
Während des ganzen Jahres 1989 haben eine Vielzahl öffentlicher Aktionen von Bürgerrechtgruppen, wie die Demonstration für Meinungs- und Pressefreiheit im Januar, das Straßenmusikfestival (vor der Thomaskirche) im Juni oder die entscheidende Massendemonstration am 9. Oktober die Staatssicherheit im Atem gehalten.
Schon im Frühling 1989 während dem Messemontag am 13.3. hat die Staatssicherheit einige Leute verhaftet, die aber schnell wieder entlassen wurden. Im Sommer gab es eine Pause, um sich nach den Ferien noch stärker zu engagieren.
Die erste Montagsdemonstration hat am 4. September 1989 stattgefunden. Die Kundgebung auf dem Nikolaikirchhof mit einigen Transparenten hat unter dem Eindruck der Massenflucht vieler DDR-Bürger vor allem Reisefreiheit gefordert. Weil bundesdeutsche Journalisten vor Ort waren, hat die Staatssicherheit versucht, die Transparente zu entfernen und die Demonstration aufzulösen. Auf diesen Versuch hin haben die Sicherheitskräfte laute „Stasi-raus“-Rufe geerntet.
Am 25. September sind die Demonstranten zum ersten Mal durch die Stadt gegangen. Was vor einigen Wochen mit nicht mehr als ein paar Hunderten von Menschen angefangen hatte, war jetzt zur einer großen Aktion mit über 5.000 Leuten gewachsen. In der darauffolgenden Woche war die Zahl der Protestierenden schon auf 20.000 angestiegen. Die Polizei ist teilweise mit Gewalt gegen die Demonstrierenden vorgegangen, vor allem am 2. Oktober 1989 und auch während der Feierlichkeiten zum 40. Jahrestag der Gründung der DDR am 7. und 8. Oktober 1989. Diese Demonstration war riesig. Es gab so viele Menschen, dass alle Kirchen in der Stadt geöffnet wurden. Sie sind von der Nikolaikirche auf den Karl-Marx-Platz (heute Augustus Platz) gegangen, wo sich 70.000 Leute versammelt haben. Dann sind sie mit vielen Plakaten und dem Slogan 'Wir sind das Volk' um die Stadt im Kreis gelaufen.
Am 16. Oktober 1989 haben bereits 120.000 Demonstranten teilgenommen und militärische Einheiten wurden noch in Reserve gehalten. Der 23. Oktober war entscheidend, vor der Oper haben sich 320.000 Leute getroffen. Die Polizei hatte das nicht unter der Kontrolle, die Staatssicherheit musste die Leitung in Berlin informieren. Bis die Partei ihren Bescheid gegeben hat, ist die Demonstration ruhig beendet worden.
Diese letzten Ereignisse haben gezeigt, dass die Polizei schon nicht eingreifen konnte. Es hat noch einige Monate gedauert, bis die Berliner Mauer gefallen ist und Deutschland vereinigt wurde, aber diese Spontanaktionen haben dazu sehr geholfen.

Jena und Leipzig - 10.3. 2009

GEDENKSTÄTTE MUSEUM IN DER „RUNDEN ECKE

Vom 8. bis 15. März nahm ich an der Exkursion nach Jena und Leipzig teil. Während unseres Aufenthaltes in Leipzig hatte unsere Gruppe eine Möglichkeit die Gedenkstätte Museum in der „Runden Ecke“ zu besuchen.
Das Gebäude dieses Museums diente früher als Bezirksverwaltung der Stasi-Offiziere. Dieses Museum stellt die Zeit der kommunistischen Vorherschaft in DDR sehr authentisch dar, vor allem dank der vielen originellen Objekten. Man kann den ursprünglichen Linoleumfuβboden oder das Scherengitter an den Fenstern und Türen sehen. Es blieben hier auch Überwachungskameras, gelbbraune Tapeten, Kabelkanäle und die ursprüngliche Eingangstür.
Die Atmosphäre erinnert wirklich an die damalige Zeit. Der erste Beweis ist der charakteristische Geruch, der noch heute in den Zimmern bleibt. Was die Besucher in die frühere Zeit auch hineinzieht, ist das originale Büro, in dem auch Objekte (wie z. B. eine Schreibmaschine, Ordner, eine Wandkarte..usw.) stehen. Man kann bemerken, dass die Decke im Raum neben dem Büro herabgesetzt ist. Es diente zur Aufbewahrung der heimlichen Dokumente.
Die Ausstellung zeigt die Entwicklung der Staatssicherheit, ihre innere Struktur und Aktivitäten der Mitarbeiter. Es befinden sich hier viele Utensilien des Ministeriums – Wanzen, gefälschte Gummistempel, Reisepässe oder Geräte für das Öffnen und für die Kontrolle der Briefe, Pakete und Drahtnachrichten. Stasi-Offiziere benutzten klug hergestellte Überwachungstechnik und auch Minikameras z.B. in Handtaschen. Auch diese Apparate sind hier zu sehen.
Das Museum zeigt, wie schrecklich die Überwachung sein konnte. Es gibt innen eine Rekonstruktion einer Zelle für Gefangene. Sehr interessant ist eine Kollermaschine, die viele heimliche Dokumente und Akten vernichtete. Die ganze Ausstellung ist mit Photos und Dokumenten ergänzt.
Dieses Museums ist belehrend und vor allem authentisch und das macht das Museum sehr interessant und attraktiv. Es soll auch als eine Warnung dienen. Ich finde diesen Besuch sehr nützlich und belehrend. Es half mir, die Geschichte näher kennen zu lernen und einen neuen Blick auf die Grausamkeit der jüngeren Vergangenheit gewinnen.

Jena und Leipzig - 10.3. 2009

Zeitgeschichtliches Forum Leipzig
Austellung: Teilung ▪ Einheit ▪ Diktatur ▪ Widerstand

Das Zeitgeschichtliche Forum Leipzig (Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland) ist das moderne Museum in der Leipziger Innernstadt. Das Forum stellt ein Projekt dar, das sich um eine aktive Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte und Gegenwart bemüht. Es bietet Raum nicht nur für eine Begegnung der Generationen, sondern auch für das Verständnis zwischen den Menschen aus dem ehemaligen Ost- und Westdeutschland.

Die Ausstellung zeigt die ganze Geschichte von der Kapitulation Deutschlands und seiner Einteilung in die vier Besatzungszonen von 1945 bis zur Wiedervereinigung beider deutscher Staaten 1990. Anschaulich werden politische, wirtschaftliche, kulturelle und alltagsgeschichtliche Zusammenhänge präsentiert. Die Ausstellung disponiert mit ca. 3200 Exponaten:
Gegenstände – der Tisch des DDR-Präsidenten Wilhelm Pieck, die sowjetische Kanone, ein für die Transporte der Staatssicherheit (Stasi) benutztes Auto , Waren und Produkte aus Plastik aus den 70er Jahren in der DDR, …
Dokumente – alte Zeitungen und Fotografien
Medien – authentische Aufnahmen und große Plasmafernseher mit Dokumentarfilmen.

Wir haben unsere Schulkenntnisse über das Thema der Nachkriegsgeschichte Deutschlands vertieft und viele neue interessante Informationen gelernt. Zum Beispiel über die Diktatur in der Sowjetischen Besatzungszone und der DDR, über die friedliche Revolution 1989 oder über den Bau und den Fall der Berliner Mauer.

Jena und Leipzig - 9.3. 2009

Montag, 9.3.2009
Interkultureller Workshop zum Projektmanagement

Montagmorgen fand der interkulturelle Workshop zum Projektmanagement statt. Dieser Workshop fand an der Uni statt und wurde in zwei Teile geteilt, wegen einer Pause für das Mittagessen und Treffen mit dem Dekan der Philosophischen Fakultät der Friedrich – Schiller - Universität. Den Leiter des Workshops haben wir schon am Tag vorher getroffen und kennengelernt. Die Teilnehmer waren zum größten Teil wir und 4 deutsche Studenten der Uni.
Ondřej hatte mit uns ausgewählte Aktivitäten zum Projektmanagement durchgeführt. Ganz am Anfang war es eine Aktivität, die die Teilnehmer gut gelaunt hat und gleichzeitig könnte jeder sich selbst vorstellen und etwas über sich den Anderen, die ihn noch nicht kennen, mitteilen. Jeder Teinehmer konnte ein Bild auswählen, und auf eine Karte schrieb er seinen Namen. Dann musste man den Anderen erklären, warum man genau das Bild genommen hat.
Dann kam eine kleine Einführung zu dem Thema des ersten Teiles: „Kultur“. Jeder bekam einen Blatt Papier und einen Kugelschreiber und musste ein Diktat schreiben. Es war nur ein Satz: „Lebe hier und jetzt, nicht irgendwo dort und später.“ Dann hat man es noch mit der linken Hand geschrieben. Bei den meisten sah der zweite Satz nicht so schön aus wie der erste. An diesem Beispiel wollte Ondřej uns die kulturelle Prägung anhand von Links- und Rechtshändern demonstrieren.
In dem ersten Teil des Workshops haben wir sehr viel über Kultur erfahren. Das Hauptziel war, den Teilnehmern das Zwiebelmodell der Kultur näher zu bringen. Menschliche Kultur ist wie eine Zwiebel aufgebaut, hat einzelne Schichten, genau so wie die Zwiebel einzelne Schalen hat.
Die äußerste Schicht bilden die Symbole der Kultur. Dazu wurde über Mode diskutiert. Die nächste Schicht sind die Rituale, d.h. etwas Gespeichertes in den Gehirnen der Menschen. Die weitere Schale nennt man Werte und Wertvorstellungen, die durch Medien, Familie, Literatur oder eigene Erfahrung erworben werden, zB. Gleichheit. Den Kern bilden die kulturellen Grundannahmen, worunter man zB. das Verhalten im Raum und Zeit versteht.
Kultur kann man in individuelle und kollektive Kultur teilen.

Kurz vor der Pause wurde noch das Modell der Kommunikation vorgestellt:

Sender Nachricht Empfänger
Kommunikation hat noch 4 Ebenen: Sachebene, Appell, Selbstoffenbarung, Beziehungsebene. Zu dem Thema Kommunikation haben alle Teilnehmer das Rollenspiel „Roboter und Wissenschaftler“ gespielt. In diesem Spiel hatte jeder „Wissenschaftler“ zwei „Roboter“, die sich ständig nach vorne bewegt haben. „Der Wissenschaftler“ konnte nur die Richtung der Bewegung verändern, und zwar so, dass er seinen „Robotern“ auf die Schultern Hand gelegt hat. Die Hand auf der rechten Schulter hat für den „Roboter“ bedeutet, dass er sich nach rechts bewegen soll. Es gab in dem Raum mehrere „Wissenschaftler“ zu gleicher Zeit und jeder musste auf seine „Roboter“ aufpassen, damit sie sich nicht mit einem anderen „Roboter“ zusammenstoßen. Dieses Spiel zeigte uns, wie schwer eine Kommuikation ohne Worte sein kann und wie sich man bemühen muss, damit die Nachricht richtig verstanden wird, denn nach diesem Spiel waren alle „Wissenschaftler“ für eine kurze Zeit ohne Kräfte und Atem vom ständigen Herumlaufen.

Nach der Pause haben die Teilnehmer weitere Aktivitäten durchgeführt: eine deutsche und eine tschechische Maschine gebaut und Arbeitsschichten für Weihnachten in einem fiktiven Restaurant geplant. Bei beiden Aktivitäten ging es um die interkulturelle Kommunikation - entweder ohne Worte, oder mit Benutzen der richtigen Worte. Die Teilnehmer haben gelernt, wie die Kommunikation mit einer anderen Kultur in der Praxis aussieht und wie die verschiedenen Kulturvorstellungen die Kommunikation einprägen können.
Am Ende haben alle Teilnehmer ihre Meinung bei einem Feedback ausgedrückt, die gesamte Bewertung war sehr positiv.

Jena und Leipzig - 9.3. 2009

Montag 9.3.2009 - Jena

Um 9 Uhr haben wir uns mit Christina Kuhn an der Friedrich-Schiller Universität in Jena getroffen. Es hat uns eine nette und energische Frau begüßt und sie hat uns ein bisschen Zeit für Aklimatisierung gegeben. Dann hat sie angefangen, die Jenaer Universität vorzustellen.
Sie arbeitet am Institut für Auslandsgermanistik, was für uns sehr nahe war, weil wir alle uns damit beschäftigen. Sie hat uns die Studiengänge beschrieben und genauer hat sie über die Masterstudiengänge Deutsch als Fremdsprache und Deutsch als Zweitsprache gesprochen. Wir haben erfahren, wie das Modulsystem in Jena funktioniert. Es gibt Kernbereiche, die alle Studenten absolvieren müssen. Wir haben uns natürlich auf die Kernbereiche im Studiengang Deutsch als Fremdsprache konzentriert. Ich meine, dass es viele Ähnlichkeiten zwischen der Pädagogischen Fakultät in Budweis und dem Auslandsinstitut gibt, aber das Auslandsintitut bietet eine breitere Skala an Wahlmöglichkeiten an. Man kann aus verschiedenen Bereichen wählen und ist nach Beendigung des Studiums viel mehr auf einen Bereich spezialisiert. Das finde ich ganz positiv und man kann sich davon inspirieren lassen. Die Kernbereiche sind nicht nur theoretisch, sondern man legt Gewicht auf die praktischen Kompetenzen der Studierenden. Die Absolventen können als DaF-LehrerInnen, LektorInnen, TutorInnen im In- oder Ausland arbeiten. Viele der Absolventen haben auch Arbeit als VerlagredakteurInnen gefunden. Sie verfassen die Lehrbücher für Deutsch als Fremdsprache. Mit dem Mastertitel könnte man auch in der Kulturvermittlung arbeiten. Es gibt wirklich viele Möglichkeiten für die Master-Absolventen.
Die Vorstellung des Systems war wirklich sehr klar und ansprechend . Man hatte auf einmal Lust, das Studium in Jena mindestens für ein Semester zu probieren.
Dann folgte die Vorstellung Budweis` und der Südböhmische Universität. Diese wurde auch mit Bildern und Fotografien ergänzt. Auch zwei Studentinnen haben einen kurzen Vortrag über das Studentenleben in Budweis gehalten.
Um zwei Uhr wurde der Empfang durch Prof. Dr. Hermann Funk verabredet. Es war in dem älteren Gebäude, dort hat alles auf das Alter und auf die Bedeutsamkeit der Universität hingewiesen. Es war wiklich wunderschön. Herr Prof. Dr. Funk hat die anderen Institute an der Philosophischen Fakultät beschrieben und ich war wirklich erstaunt, wieviele Möglichkeiten es in Jena gibt.
Dieser Teil des Programms war wirklich sehr interessant, wir haben viele neue Informationen erfahren und wir haben auch die Stadt kennegelernt. Ich möchte jedenfalls noch einmal nach Jena fahren, vielleich auch wegen dem Studium.
Juden in der Region Strakonice

Judengemeinde in Strakonice
Die Juden haben schon seit dem Mittelalter in Strakonice gelebt. Die erste schriftliche Erwähnung kommt aus dem Jahre 1509 und wir können sie in Büchern von Malteserrittern finden. Die jüdische Gemeinschaft hat hier bis Anfang der nazistischen Okkupation existiert.
Im Jahre 1724 hat in Strakonice 12 jüdischen Familien gewohnt, im Jahre 1832 etwa 25 Familien, im Jahre 1880 war es 222 jüdische Bewohner und im Jahre 1900 hat man 194 Einwohner mit jüdischen Glaube abgezählt. Noch vor dem Krieg haben hier 79 Juden gelebt. Während des Krieges sind ganze Familien gestorben.
Seit dem Jahre 1807 hat in Strakonice eine traditionelle Bestattungsgemeinschaft Chevra Kadisha funktioniert. Aus weiteren jüdischen Vereinen können wir z. B. Israelitischer Frauenverein, Harmonie und Union der Textilarbeiter nennen. Das jüdische Ghetto wurde gegenüber der Burg auf beiden Seiten des Flusses Volyňka situiert. Früher wurde diese Lokalität Židovna bezeichnet. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhundert haben hier 12 jüdische Häuser gestanden.
In der Stadt war auch eine Synagoge. Sie wurde an dem rechten Ufer des Flusses Volyňka situiert. Am Ende des 17. Jahrhundert hat hier schon ein Holzgebäude existiert, im Jahre 1741 hat es verbrannt aber später wurde wieder renoviert. Im Jahre 1858 ist das Gebäude eigenmächtig eingestürzt. Die neue Mauersynagoge im Neoromanstil wurde schon zwei Jahre später geöffnet. In dieser Zeit war es eine sehr moderne Synagoge mit wunderschöner Verzierung. Sie hatte zwei Eingänge, der Haupteingang für Männer und einen Nebeneingang für Frauen. Dieser wurde aber nur während großen Festen geöffnet. Neben der Synagoge hat ein Gemeindehaus der Judengemeinde mit dem Beratungszimmer und mit der Wohnung des Synagogeverwalters gestanden. Im Jahre 1927 hat die Synagoge die erste und zugleich die letzte kostbare Restaurierung durchgegangen. Im Laufe des 2. Weltkriegs wurde sie als ein Lagerraum und seit dem Jahre 1951 als ein Bethaus von der Brüderkirche benutzt. Sie wurde im Jahre 1976 zusammen mit anderen benachbarten Häusern zerstört. Auf diesen Orten steht heute das Kaufhaus Labuť. Hinter befindet sich ein Denkmal, das an die Synagoge und Judengemeinde erinnert. Das Denkmal wurde am 11.10.2007 enthüllt.


Jüdischer Friedhof in Osek bei Radomyšl
Der Friedhof befindet sich nicht weit von Radomyšl, hinter der Barockkirche St. Jan Křtitel. (Die Kirche ist durch das Märchen Princezna ze mlejna/auf Deutsch Prinzessin aus der Mühle bekannt.) Der Friedhof wurde im 17. Jahrhundert gegründet. Die ältesten Grabmäler sind aus der ersten Hälfe des 19. Jahrhundert. Das letzte Begräbnis hat hier im Jahre 1905 stattgefunden. Am Anfang der 90. Jahre wurde er restauriert. Auf diesem Waldfriedhof ist der Großvater von dem Prager jüdischen Schriftsteller Franz Fafka begraben. Jakob Kafka stammte aus der Nachbargemeinde Osek, wo eine jüdische Kommunität lebte. Franz Kafka erinnerte sich an den Weg auf dem Friedhof. Als sechsjährige Junge, das war im Jahre 1889, kam er mit seinem Vater zum Begräbnis seines Großvaters und auch um das nahe Schloss von Ritter Eduard Doubek zu sehen. Dieses Schloss könnte ein Vorbild für seinen berühmten Roman Das Schloss sein. Ursprünglich hat dort ein Fort gestanden, das in der zweiten Hälfe des 16. Jahrhundert zum Schloss im Renaissancestil umgebaut wurde. Im Jahre 1911 wurde es von Doubek in Pseudobarockstil hergerichtet.
Pavla
Strakonice – die Stadt der Dudelsackpfeifer
Geschichte
Am Zusammenfluss von Volyňka und goldführender Otava entstand aus vier Gemeinden die Stadt Strakonice.
Zahlreiche archäologische Funde berichten über die Besiedlung dieses Ortes in der prähistorischen Zeit. Seitdem wechselten hier viele Kulturen ab. Ergebnisse der Forschung befinden sich im Museum des mittleren Otavagebietes. Als Erinnerung an die letzte slawische Besiedlung blieben nur Überreste der Burgstätten und Sandablagerungen nach dem Goldwaschen erhalten.
Die mittelalterliche Geschichte der Stadt ist eng mit der Geschichte der Burg verbunden. Die Burg ist das Nationalkulturdenkmal und Stolz der Stadt. Sie wurde in dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts vom Geschlecht Bavor gegründet. Die ersten schriftlichen Belege über Strakonice kommen aus dem Jahre 1235. Einen Teil der Burg schenkte Familie Bavor 1243 dem Malteserritterorden. Seitdem wurde Strakonice für sieben Jahrzehnte Wirkungsstätte der Malteserritter und fast für 150 Jahre lang zum Ort des Zusammenlebens der weltlichen und kirchlichen Macht in einem Burgsitz. Ihre beiden Wappen – der Bavor - Pfeil und das Malteserritterkreuz - sind Symbole der Stadtflagge. Seit 1402 gelang die Burg in den Besitz der Johanniter (Malteserritter). Das Burgareal wurde schrittweise umgebaut und renoviert, wir finden hier Bauelemente verschiedener architektonischen Stile. Mit dem Bau des Barockschlosses wurde die Burg in Jahren 1714 – 1721 fertig gestellt. Die wertvollsten Artefakte befinden sich im Burgareal, hier werden auch das Museum des mittleren Otava – Gebietes, die Šmidinger – Bücherei und die Kunstschule beherbergt.
Außer den Burgräumen und Museumsausstellungen (Urgeschichte, Mittelalter, Geschichte der 16. – 17. und 18. – 19. Jahrhunderte, Geschichte des Dudelsacks und der Dudelsackpfeifer, Anfänge der Fezproduktion und der Industrie des 20. Jahrhunderts) können wir auch die St. Prokopkirche, den Kapitelsaal mit dem Kreuzgang mit erhaltenen Wandmalereien (14. – 15. Jh.) besuchen.
1367 erteilte Bavor IV. der Stadt Strakonice Stadtprivilegien. Strakonice blieb jedoch immer eine Untertanenstadt. Das beweist auch die Bausubstanz der Stadt, wo wir vergebens regelmäßige Straßen suchen würden. Deutlich sind hier Merkmale der ehemaligen Untertanenstadt, die schrittweise durch Verbindung von vier kleineren Gemeinden entstand.
Ein wichtiges Stadtprivileg war das Brauen. In Strakonice finden wir Spuren der Bierherstellung seit 1649. Die Strakonitzer Brauerei bietet seitdem ihren Kunden die Biermarken Nektar und Dudák.
Belege über die Geschichte des Gebietes seit der ersten urzeitlichen Besiedlung, Hussitenkriege, das Mittelalter, das 18. und 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, finden wir im Museum des mittleren Otavagebietes mit dem Sitz im Burgareal.

Sehenswürdigkeiten
Den Stadtrundgang können wir in der Nähe vom Bahnhof und Busbahnhof im südlichen Teil der Stadt anfangen. Die empfohlene Route führt uns an dem mit einem Dudelsack geschmückten Kreisverkehr vorbei. Den Dudelsack hat der stellvertretende Bürgermeister Ing. Pavel Pavel der Stadt gewidmet. In der Eller–Straße überqueren wir die Brücke über den Otavafluss - an dem Eisstadion und an der Schwimmhalle rechts von der Straße vorbei - und kommen ins Stadtzentrum. Hinter der Brücke, auf dem freien Gelände zwischen der Otava und ihrem Flussarm, können wir die Steinnachbildung von Stonehenge besichtigen. Weiter gelangen wir zur Kreuzung mit der Lidická-Straße, die uns auf den Großen Platz führt.
Die Straße Na Stráži entlang kommen wir in den Renner-Park. (Antonín Renner – ein Strakonitzer Landsmann). Am Rande des Parks blieben noch Überreste der Stadtbefestigung erhalten. 1937 wurde hier ein Pavillon - Gloriette im späteren Empirestil gebaut.
Die Strakonitzer Brauerei wurde 1649 gegründet. Hier produziert man Bier der Marke Dudák und Švanda. Die Brauerei bietet ihren Gästen auch Exkursionen an. Die Besichtigung dauert ca. 1 Stunde, es ist jedoch nötig sich vorher zu bestellen
Das Erholungsgebiet im Zentrum der Stadt heißt Podskalí. Die erhaltenen Terassen erinnern an ehemalige Weingärten, die damalige Fähre wurde durch einen Bootsverleih ersetzt. Während dieser ungefähr 3 km langen Wanderung auf Podskalí können Sie auch andere interessante Orte besichtigen. Z. B. „U Ládíčka“ wo F. L. Čelakovský zu sitzen pflegte und sein Werk schuf. Der eiserne Ring im Felsen ist eine Erinnerung an die Flößer, dank denen das Holz vom Böhmerwald bis nach Prag geflößt wurde. Der Hügel „Kání vrch“ ist mit der Sage vom Strakonitzer Dudelsackpfeifer verbunden. Hier befindet sich auch die Nachbildung der Moai-Statue.
Von Podskalí aus kommen wir auf den dritten Burghof des Burgareals aus dem 13. Jh. am Zusammenfluss von Otava und Volyňka.
Nach der Burgbesichtigung können wir uns andere Strakonitzer Sehenswürdigkeiten ansehen, z. B. die Kirche St. Margarete und den malerischen Palacký-Platz (auch Kleiner Ring genannt).
Im historischen Zentrum am Kleinen Ring in Strakonice blieben einige barocke oder Empirehäuser erhalten. Die Dominante des Palacký–Platzes ist die barocke Mariensäule (Position auf der Landkarte) aus den Jahren 1730 – 1740. Sie wurde wahrscheinlich anstelle einer älteren Säule aus dem Jahre 1586 errichtet, die nach der Pestepidemie in der Stadt erbaut wurde.
Vom Palacký-Platz kommen wir zur Palach-Brücke. Den Zusammenfluss überspannten in der Vergangenheit zwei eiserne Brücken, die 1977 eine neue Überbrückung des Flusses Otava ersetzte.
Die blaue oder gelbe touristische Markierung führt uns durch die Komenský-Straße zur Straße Bezděkovská. In einem kleinen Park befindet sich das Denkmal des Strakonitzer Landsmannes F. L. Čelakovský (Position auf der Landkarte). Ein interessanter Bau ist das Gebäude der Hus-Gemeinde. Wir überqueren die Straße A. Šťastného mit dem Hotel Švanda Dudák, gehen an einem kleinen Park vorbei, über die Fußgängerüberführung gelangen wir wieder zurück zum Bahnhof oder Busbahnhof.

Sehenswürdigkeiten auf dem Großen Platz
Ehemaliges Rathaus
Anstelle des ursprünglichen Rathauses aus dem Jahre 1820 wurde 1903 nach dem Brand ein neues Rathaus gebaut. Die Vorderseite schmückte Josef Bosáček nach dem Entwurf von Mikuláš Aleš. Heute können wir hier die Grundschule sehen.

Die heutige Sparkasse
Das Gebäude der heutigen Sparkasse aus dem Jahre 1906 steht an der Stelle des ehemaligen Rokokohäuschens, wo der tschechische Patriot und Aufklärer Josef Šmidinger geboren wurde. Das Gebäude wurde mit Malereien von Václav Malý geschmückt.

Masné krámy - Fleischerbuden
Ein überdachtes enges Gässchen, an beiden Seiten mit kleinen Läden gesäumt. Sein mittelalterliches Aussehen blieb erhalten. In der barocken Zeit zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Eingang in dieses Gässchen vom Marktplatz durch ein Tor verdeckt, in dem barocken Giebel aus dem Jahre 1700 befindet sich in einem niedrigen Relief die Gestaltung einer Schlacht. Im Tympanon des dreiseitigen Giebels sehen wir einen Löwen mit einer Axt.

Papež-Häuser
Die Häuser gehörten dem Baumeister Papež. Die Büste auf seinem Grab im Strakonitzer Friedhof schuf Břetislav Benda.

Skupas Gedenktafel
Befindet sich an der Ecke des Hauses am Großen Platz, das Gasthaus „U Švehlů“ hieß. Am 16. 1. 1892 wurde hier der Schöpfer der Marionetten Spejbl und Hurvínek Josef Skupa geboren.

Die Gedenktafel von T. G. Masaryk
Auf dem Großen Platz am Haus Nr. 8 befindet sich die Gedenktafel, die am 28. 10. 1948 renoviert wurde. 16. 2. 1891 hielt an dieser Stelle seine Rede vor der Wahl zum Abgeordneten in den Reichsrat der 1. tschechoslowakische Präsident Tomáš Garrique Masaryk.

Sakralbauten
St. Margarete Kirche
Die Steintafel über dem Portal (1583) erinnert an den Bau der ursprünglich gotischen Kirche. Bei der Dachrekonstruktion im Jahre 2000 wurden in der Kuppel Dokumente aus dem Jahr 1873 entdeckt.

St. Wenzel Kirche
Ursprünglich eine gotische Friedhofskirche St. Wenzel vom Ende des 13. Jh., später wurde sie in Barockstil umgebaut.

St. Prokop Kirche
Der Bestandteil des Burgareals, eine ursprünglich gotische Kirche St. Prokop mit barockem Umbau.

Jungfrau Bolestná Kirche
Am südöstlichen Stadtrand im Stadtteil Podsrp befindet sich eine ausgesuchte Wallfahrtskirche Jungfrau Maria aus dem 18. Jh.

Persönlichkeiten
Viele berühmte Persönlichkeiten aus verschiedenen Gebieten, z. B. Film, Literatur, Musik, Medizin usw. wurden in der Stadt Strakonice geboren und schufen hier sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.
Dank der Tradition des Dudelsacks und der Dudelsackpfeifer ist die Stadt Strakonice in der Welt bekannt. Alle zwei Jahre findet in der malerischen Stadt am Zusammenfluss von Otava und Volyňka das Internationale Dudelsackpfeiferfestival statt. An dem Festival nehmen zahlreiche Musikgruppen und Gäste teil.

František Ladislav Čelakovský (7. 3. 1799 - 5. 8. 1852)
- Dichter der Wiedergeburt
- 1924 wurde zur Feier seines 125. Geburtstages ein Denkmal aus weißem Marmor auf dem Kalvarienhügel auf Podskalí enthüllt
- Čelakovskýs lebensgroße Statue in der Straße Bezděkovská stammt vom Bildhauer Břetislav Benda
- Eine andere Statue in Lebensgröße befindet sich im Souterain des Schulgebäudes der F. L. Čelakovský-Grundschule

Pater Josef Šmidinger (24. 10. 1801 - 2. 2. 1852)
- 1843 finanzierte er aus eigenen Mitteln die Gründung der Strakonitzer Bibliothek – heute trägt sie seinen Namen - Šmidinger-Bibliothek
- an der Eingangstür der Sparkasse am Großen Platz, an der Stelle, wo früher das Geburtshaus von J. Šmidinger stand, befindet sich seine Gedenktafel
- im Jiráseks Roman F. L. Věk wurde J. Šmidinger zur literarischen Vorlage der Gestalt vom Pater Vrba

Josef Režný (*2. 12. 1924)
- als größte Persönlichkeit und größter Kenner des Dudelsackspieles anerkannt
- Mitgründer und Veranstalter der Südböhmischen Feste der Lieder und Tänze in Strakonice (1955 – 1961) und später der Internationalen Dudesackpfeiferfestspiele in Strakonice
- Vorsitzender des Programmrates der IDF
- Ausgabe der Bücher „Internationale Dudelsackpfeiferfestspiele Strakonice“, „Nach den Spuren der Dudelsackpfeifer im Prácheň-Gebiet“
- zu seinem 80. Geburtstag erschien das Buch „5000 Jahre mit Dudelsack“


Josef Skupa (16. 1. 1892 - 8. 1. 1957)
- eine bedeutende Persönlichkeit des Puppentheaters
- Schöpfer der berühmten Marionetten Spejbl und Hurvínek
- 1945 gründete er das Prager Theater Spejbl und Hurvínek
- die Tradition des Marionettentheaters pflegt das Städtische Kulturzentrum mit alljährlicher Schau „Skupas Strakonice“

Zdeněk Troška (*18. 5. 1853)
- Filmtrilogie Slunce, seno…….(Sonne, Heu..) – mit charakteristischen Elementen aus dem Leben auf dem südböhmischen Dorf
- Filme: Bota jménem Melichar (Der Schuh mit dem Namen Melichar), Kameňák 1,2 (ein aus Witzen zusammengestellter Film)
- Märchen: Prinzessin Jasněnka und der fliegende Schuster, Prinzessin aus der Mühle 1,2, Mordsglück 1,2

Johann Anton Graf Losy von Losinthal (* ca. 1645)
- Strakonice ist der Geburtsort des kgl. Hofkammerbeamten und Komponisten, eines der berühmtesten Lautenisten seiner Zeit

Petr Vachler (*1966)- am Anfang der 90er Jahre hat er eine unabhängige Filmproduktionsgesellschaft VAC (Vachler Art Company) gegründet
Pavla

Sonntag, 8. Februar 2009

Jindřichův Hradec

Geschichte der Stadt
Jindřichův Hradec war bereits im 10. Jahrhundert Verwaltungszentrum der Umgebung und strategischer Mittelpunkt im Süden des Přemyslidenstaates, bedingt durch seine günstige Lage auf der Landzunge der Gewässer Nežárka und Hamerský potok. 1185 bekam Witego de Purschitz (tschechisch Vítek z Prčice) Südböhmen, das er zunächst kolonialisierte und es später unter seine Söhne aufteilte. Diese gründeten die bedeutenden südböhmischen Adelsgeschlechter von Landstein und Wittingau, von Stráž und Rosenberger sowie Herren von Hradec.
Von 1220 bis 1237 erteilte Jindřich Vítkovec deutschen Rittern (Domus hospitalis S. Marie Teutonicorum) das Patronatsrecht für die Pfarrkirche und verpflichtete diese zum Bau eines Spitals bei der Kirche. 1255 bestätigte Vítek z Hradce, Sohn des Gründers des Patronats, übergab ihnen weiteres Eigentum und gewährte zusätzliche Freiheiten. In der Liste findet sich der Name des bekannten Burgrichters Jindřich, genannt Kameník, vermutlich der erste Verwaltungsbeamte der Gemeinde.
1277 wurde die Burg von Přemysl Ottokar II. besetzt, der hier eine Zeit lang auch wohnte. 1294 rief Oldřich II. z Hradce mit Erlaubnis des Königs acht jüdische Familien und ließ sich gleichzeitig das alte Wegerecht durch Hradec bestätigen. 1297 wurden in Hradec erstmals Bürger erwähnt (civis).
Während der Herrschaft des Oldřich III. z Hradce von 1312 bis 1349 nahm die Stadtmitte die noch heute bestehende Gestalt an. In der Zeit von 1335 bis 1342 befahl der päpstliche Inquisitor, der dominikanische Mönch Havel z Hradce, den Bürgern, die sich gegen die Kirche gestellt hatten, sich selbst zu melden. Papst Benedikt II. ordnete 1340 bis 1341 den ersten Kreuzzug gegen Ketzer und Häretiker in Hradec an. 1341 wurden die Burg und einige Dörfer in der Umgebung beschädigt.
Nach dem Tod Oldřichs III. wurde sein Besitz von 1349 bis 1389 an seine Söhne aufgeteilt. Der Zustrom von Kaufleuten und vermögenden Handwerkern wuchs. 1389 erhielt die Stadt von Heinrich III. von Neuhaus das erste schriftlich festgehaltene Privilegium, nach dem allen Bürgern freie Entscheidung und Bewegungsfreiheit erteilt wurde. Sie durften auch selbständig mit Immobilien und Waren handeln. Festgeschrieben wurde auch die Höhe der örtlichen Steuern. 1399 gründete Heřman Jan der Jüngere z Hradce ein Stadtspital mit der Kapelle der Alžběta. 1410 wurde in den Urkunden das erste Mal der heutige Name der Stadt erwähnt: Jindřichův Hradec.
Die Hussitenkriege von 1415 bis 1434 trafen die Stadt kaum. Es kam lediglich zu sozialen Auseinandersetzungen und Machtstreitigkeiten. Sympathisant der Hussiten war lediglich Oldřich Vavák, der zum Verwalter berufen wurde. Sein Nachfolger Menhart z Hradce war zwar anfangs Anhänger des Kelchs (Hussiten), änderte dann aber seine Meinung und beteiligte sich auf der Seite der Gegner 1434 an der Schlacht von Lipan. Von 1434 bis 1448 stieg Menhart in die hohe Politik ein. Die Stadt wurde neben Prag der wichtigste Ort für diplomatische Begegnungen zwischen verfeindeten Parteien.
Die Oldřichs starben zwischen 1453 und 1463 aus. Zdeňek von Sternberg, Führer der Gegner von Georg von Podiebrad, übernahm die Herrschaft. Die Franziskaner (Bosáks) siedelten sich 1457 in der Vorstadt an. Weiter in der Stadt blieben die Minoriten, die auch die seelische Betreuung nach den deutschen Rittern übernahmen, die die Stadt 1450 verlassen hatten. 1463 belagerte Jindřich IV, Anhänger der orthodoxen katholischen Lehre, Gegner von Jiří z Poděbrad, bis 1479 Anhänger von Matyáš Korvín, danach von Vladislav II. 1467 die Königstruppen die Stadt, musste jedoch ohne Erfolg wieder abziehen.
Adam I. übernahm 1511 die Herrschaft. 1523 wurde er zum höchsten Kanzler berufen. Er gehörte zu den acht reichsten Personen des Königreichs. Nach dem plötzlichen Tod Adams I. verwaltete zwischen 1531 und 1546 bis zur Volljährigkeit seiner Söhne Wolf der Ältere, Kraiger von Kraigk auf Landstein, das Erbe. 1550 wurde das Erbe aufgeteilt. Joachim erhielt das Gut Jindřichův Hradec und Zachariáš das mährische Gut Telč. Während der Herrschaft Joachims kam es zu einem Aufblühen der Stadt Jindřichův Hradec. 1562 bis 1564 wurden der Herrenbesitz Hluboká und weitere Güter angeschlossen.
1568 übernahm Adam II. das Erbe. Damit begann der Abschied von der hohen Politik. Die Schulden wuchsen und die finanzielle Lage wurde prekär. Auf Drängen seiner streng katholischen Frau Katharina von Montfort wurde die Jesuitenschule mit der neuen Kapelle sv. Mařie Magdalena erbaut. Die Jesuiten erhielten das Patronatsrecht über alle Kirchen und die Aufsicht über alle Schulen. 1595 wurde mit dem Unterricht auf der ältesten böhmischen Jesuitenschule begonnen.
Nach dem Tod des einzigen Sohnes Jáchym Oldřich starb 1604 der Ast der Herren von Hradec aus. Das Erbe übernahm Jáchymovs Tochter Lucie Otýlie z Hradce, die 1602 Wilhelm Slawata von Chlum und Koschumberg geheiratet hatte. Während des böhmischen Aufstandes von 1618 bis 1620 verhinderte die Stadt dreimal die Angriffe der kaiserlichen Armeen, geführt von den Generälen Dampiera und Buquoye. Die Stadt kapitulierte erst nach der Schlacht am Weißen Berg. Nach dem Sieg der Habsburger kehrten Vilém Slavata und die Jesuiten aus der Emigration zurück. Im Prozess gegen die Bürgerlichen wurden 24 Todesurteile gefällt, die später aufgehoben wurden, nachdem sich die Verurteilten zur katholischen Lehre bekannt hatten. Vilém Slavata wurde zum Kanzler des Reiches ernannt. Der Stadt wurden zwischen 1622 und 1625 alle Privilegien genommen. Die Selbstverwaltung wurde eingeschränkt. Durch die Bulle des Papstes Urban VIII. von 1625 erhielt die Pfarrei weitreichende Privilegien, die von den Jesuiten durchgesetzt worden waren. Die Jesuiten besorgten 1637 die Überreste des Heiligen Hippolyt, der zum Patron der Stadt wurde. Es folgten die Franziskaner mit den Überresten des Heiligen Theodor 1682. 1654 war Jindřichův Hradec mit 405 Häusern die zweitgrößte Stadt Böhmens.
Das Slawata-Geschlecht starb 1693 aus. Das Erbe übernahm Marie Josefa Slavatová, verheiratet mit Heřman Jakub Czernin. Sie lebten vor allem in ihren Palästen in Prag und Wien und bauten das Rokoko-Schloss Jemřin. Unter den Erbstreitigkeiten 1741 um die Macht in Österreich litt auch die Stadt. Sie wurde von Franzosen und Bayern besetzt. 1744 kamen die Preußen und nach dem Ausbruch des Siebenjährigen Krieges musste die Stadt ein Soldatenlazarett einrichten.
Die erfolgreiche Textilindustrie, die zweitgrößte nach Reichenberg, sorgte ab 1757 für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt. 1773 zerstörte ein Feuer viele Häuser der Vorstadt und Teile des Schlosses. Nach der Auflösung des Jesuitenordens wurden auch die Schulen der Jesuiten geschlossen. Ein erneutes Feuer vernichtete 1801 fast die gesamte Stadt. Die Stadttore und große Teile der Mauern wurden abgerissen. An deren Stelle entstanden große Parks und neue Gebäude.
In den Jahren 1871 bis 1887 verlor die Stadt nach und nach ihre wirtschaftliche und politische Bedeutung. Erst 1887 wurde sie an das Eisenbahnnetz angeschlossen. 1914 wurde die Rekonstruktion des Schlosses nach den Entwürfen von H. Watcher beendet.
Das Münchner Abkommen schnitt die Stadt zwischen 1938 und 1945 vom tschechischen Inland ab. 1939 bekam die Stadt einen deutschen Regierungskommissar. Ab 1940 wurde Neuhaus dem Oberlandratsbezirk Iglau zugeordnet. Aus der Stadt wurden tschechische Schulen und Ämter entfernt. 1945 wurde die Stadt durch Marschall Malinovský besetzt
Michal