Freitag, 24. April 2009

Strakonice – die Stadt der Dudelsackpfeifer
Geschichte
Am Zusammenfluss von Volyňka und goldführender Otava entstand aus vier Gemeinden die Stadt Strakonice.
Zahlreiche archäologische Funde berichten über die Besiedlung dieses Ortes in der prähistorischen Zeit. Seitdem wechselten hier viele Kulturen ab. Ergebnisse der Forschung befinden sich im Museum des mittleren Otavagebietes. Als Erinnerung an die letzte slawische Besiedlung blieben nur Überreste der Burgstätten und Sandablagerungen nach dem Goldwaschen erhalten.
Die mittelalterliche Geschichte der Stadt ist eng mit der Geschichte der Burg verbunden. Die Burg ist das Nationalkulturdenkmal und Stolz der Stadt. Sie wurde in dem ersten Drittel des 13. Jahrhunderts vom Geschlecht Bavor gegründet. Die ersten schriftlichen Belege über Strakonice kommen aus dem Jahre 1235. Einen Teil der Burg schenkte Familie Bavor 1243 dem Malteserritterorden. Seitdem wurde Strakonice für sieben Jahrzehnte Wirkungsstätte der Malteserritter und fast für 150 Jahre lang zum Ort des Zusammenlebens der weltlichen und kirchlichen Macht in einem Burgsitz. Ihre beiden Wappen – der Bavor - Pfeil und das Malteserritterkreuz - sind Symbole der Stadtflagge. Seit 1402 gelang die Burg in den Besitz der Johanniter (Malteserritter). Das Burgareal wurde schrittweise umgebaut und renoviert, wir finden hier Bauelemente verschiedener architektonischen Stile. Mit dem Bau des Barockschlosses wurde die Burg in Jahren 1714 – 1721 fertig gestellt. Die wertvollsten Artefakte befinden sich im Burgareal, hier werden auch das Museum des mittleren Otava – Gebietes, die Šmidinger – Bücherei und die Kunstschule beherbergt.
Außer den Burgräumen und Museumsausstellungen (Urgeschichte, Mittelalter, Geschichte der 16. – 17. und 18. – 19. Jahrhunderte, Geschichte des Dudelsacks und der Dudelsackpfeifer, Anfänge der Fezproduktion und der Industrie des 20. Jahrhunderts) können wir auch die St. Prokopkirche, den Kapitelsaal mit dem Kreuzgang mit erhaltenen Wandmalereien (14. – 15. Jh.) besuchen.
1367 erteilte Bavor IV. der Stadt Strakonice Stadtprivilegien. Strakonice blieb jedoch immer eine Untertanenstadt. Das beweist auch die Bausubstanz der Stadt, wo wir vergebens regelmäßige Straßen suchen würden. Deutlich sind hier Merkmale der ehemaligen Untertanenstadt, die schrittweise durch Verbindung von vier kleineren Gemeinden entstand.
Ein wichtiges Stadtprivileg war das Brauen. In Strakonice finden wir Spuren der Bierherstellung seit 1649. Die Strakonitzer Brauerei bietet seitdem ihren Kunden die Biermarken Nektar und Dudák.
Belege über die Geschichte des Gebietes seit der ersten urzeitlichen Besiedlung, Hussitenkriege, das Mittelalter, das 18. und 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart, finden wir im Museum des mittleren Otavagebietes mit dem Sitz im Burgareal.

Sehenswürdigkeiten
Den Stadtrundgang können wir in der Nähe vom Bahnhof und Busbahnhof im südlichen Teil der Stadt anfangen. Die empfohlene Route führt uns an dem mit einem Dudelsack geschmückten Kreisverkehr vorbei. Den Dudelsack hat der stellvertretende Bürgermeister Ing. Pavel Pavel der Stadt gewidmet. In der Eller–Straße überqueren wir die Brücke über den Otavafluss - an dem Eisstadion und an der Schwimmhalle rechts von der Straße vorbei - und kommen ins Stadtzentrum. Hinter der Brücke, auf dem freien Gelände zwischen der Otava und ihrem Flussarm, können wir die Steinnachbildung von Stonehenge besichtigen. Weiter gelangen wir zur Kreuzung mit der Lidická-Straße, die uns auf den Großen Platz führt.
Die Straße Na Stráži entlang kommen wir in den Renner-Park. (Antonín Renner – ein Strakonitzer Landsmann). Am Rande des Parks blieben noch Überreste der Stadtbefestigung erhalten. 1937 wurde hier ein Pavillon - Gloriette im späteren Empirestil gebaut.
Die Strakonitzer Brauerei wurde 1649 gegründet. Hier produziert man Bier der Marke Dudák und Švanda. Die Brauerei bietet ihren Gästen auch Exkursionen an. Die Besichtigung dauert ca. 1 Stunde, es ist jedoch nötig sich vorher zu bestellen
Das Erholungsgebiet im Zentrum der Stadt heißt Podskalí. Die erhaltenen Terassen erinnern an ehemalige Weingärten, die damalige Fähre wurde durch einen Bootsverleih ersetzt. Während dieser ungefähr 3 km langen Wanderung auf Podskalí können Sie auch andere interessante Orte besichtigen. Z. B. „U Ládíčka“ wo F. L. Čelakovský zu sitzen pflegte und sein Werk schuf. Der eiserne Ring im Felsen ist eine Erinnerung an die Flößer, dank denen das Holz vom Böhmerwald bis nach Prag geflößt wurde. Der Hügel „Kání vrch“ ist mit der Sage vom Strakonitzer Dudelsackpfeifer verbunden. Hier befindet sich auch die Nachbildung der Moai-Statue.
Von Podskalí aus kommen wir auf den dritten Burghof des Burgareals aus dem 13. Jh. am Zusammenfluss von Otava und Volyňka.
Nach der Burgbesichtigung können wir uns andere Strakonitzer Sehenswürdigkeiten ansehen, z. B. die Kirche St. Margarete und den malerischen Palacký-Platz (auch Kleiner Ring genannt).
Im historischen Zentrum am Kleinen Ring in Strakonice blieben einige barocke oder Empirehäuser erhalten. Die Dominante des Palacký–Platzes ist die barocke Mariensäule (Position auf der Landkarte) aus den Jahren 1730 – 1740. Sie wurde wahrscheinlich anstelle einer älteren Säule aus dem Jahre 1586 errichtet, die nach der Pestepidemie in der Stadt erbaut wurde.
Vom Palacký-Platz kommen wir zur Palach-Brücke. Den Zusammenfluss überspannten in der Vergangenheit zwei eiserne Brücken, die 1977 eine neue Überbrückung des Flusses Otava ersetzte.
Die blaue oder gelbe touristische Markierung führt uns durch die Komenský-Straße zur Straße Bezděkovská. In einem kleinen Park befindet sich das Denkmal des Strakonitzer Landsmannes F. L. Čelakovský (Position auf der Landkarte). Ein interessanter Bau ist das Gebäude der Hus-Gemeinde. Wir überqueren die Straße A. Šťastného mit dem Hotel Švanda Dudák, gehen an einem kleinen Park vorbei, über die Fußgängerüberführung gelangen wir wieder zurück zum Bahnhof oder Busbahnhof.

Sehenswürdigkeiten auf dem Großen Platz
Ehemaliges Rathaus
Anstelle des ursprünglichen Rathauses aus dem Jahre 1820 wurde 1903 nach dem Brand ein neues Rathaus gebaut. Die Vorderseite schmückte Josef Bosáček nach dem Entwurf von Mikuláš Aleš. Heute können wir hier die Grundschule sehen.

Die heutige Sparkasse
Das Gebäude der heutigen Sparkasse aus dem Jahre 1906 steht an der Stelle des ehemaligen Rokokohäuschens, wo der tschechische Patriot und Aufklärer Josef Šmidinger geboren wurde. Das Gebäude wurde mit Malereien von Václav Malý geschmückt.

Masné krámy - Fleischerbuden
Ein überdachtes enges Gässchen, an beiden Seiten mit kleinen Läden gesäumt. Sein mittelalterliches Aussehen blieb erhalten. In der barocken Zeit zu Beginn des 18. Jahrhunderts wurde der Eingang in dieses Gässchen vom Marktplatz durch ein Tor verdeckt, in dem barocken Giebel aus dem Jahre 1700 befindet sich in einem niedrigen Relief die Gestaltung einer Schlacht. Im Tympanon des dreiseitigen Giebels sehen wir einen Löwen mit einer Axt.

Papež-Häuser
Die Häuser gehörten dem Baumeister Papež. Die Büste auf seinem Grab im Strakonitzer Friedhof schuf Břetislav Benda.

Skupas Gedenktafel
Befindet sich an der Ecke des Hauses am Großen Platz, das Gasthaus „U Švehlů“ hieß. Am 16. 1. 1892 wurde hier der Schöpfer der Marionetten Spejbl und Hurvínek Josef Skupa geboren.

Die Gedenktafel von T. G. Masaryk
Auf dem Großen Platz am Haus Nr. 8 befindet sich die Gedenktafel, die am 28. 10. 1948 renoviert wurde. 16. 2. 1891 hielt an dieser Stelle seine Rede vor der Wahl zum Abgeordneten in den Reichsrat der 1. tschechoslowakische Präsident Tomáš Garrique Masaryk.

Sakralbauten
St. Margarete Kirche
Die Steintafel über dem Portal (1583) erinnert an den Bau der ursprünglich gotischen Kirche. Bei der Dachrekonstruktion im Jahre 2000 wurden in der Kuppel Dokumente aus dem Jahr 1873 entdeckt.

St. Wenzel Kirche
Ursprünglich eine gotische Friedhofskirche St. Wenzel vom Ende des 13. Jh., später wurde sie in Barockstil umgebaut.

St. Prokop Kirche
Der Bestandteil des Burgareals, eine ursprünglich gotische Kirche St. Prokop mit barockem Umbau.

Jungfrau Bolestná Kirche
Am südöstlichen Stadtrand im Stadtteil Podsrp befindet sich eine ausgesuchte Wallfahrtskirche Jungfrau Maria aus dem 18. Jh.

Persönlichkeiten
Viele berühmte Persönlichkeiten aus verschiedenen Gebieten, z. B. Film, Literatur, Musik, Medizin usw. wurden in der Stadt Strakonice geboren und schufen hier sowohl in der Vergangenheit als auch in der Gegenwart.
Dank der Tradition des Dudelsacks und der Dudelsackpfeifer ist die Stadt Strakonice in der Welt bekannt. Alle zwei Jahre findet in der malerischen Stadt am Zusammenfluss von Otava und Volyňka das Internationale Dudelsackpfeiferfestival statt. An dem Festival nehmen zahlreiche Musikgruppen und Gäste teil.

František Ladislav Čelakovský (7. 3. 1799 - 5. 8. 1852)
- Dichter der Wiedergeburt
- 1924 wurde zur Feier seines 125. Geburtstages ein Denkmal aus weißem Marmor auf dem Kalvarienhügel auf Podskalí enthüllt
- Čelakovskýs lebensgroße Statue in der Straße Bezděkovská stammt vom Bildhauer Břetislav Benda
- Eine andere Statue in Lebensgröße befindet sich im Souterain des Schulgebäudes der F. L. Čelakovský-Grundschule

Pater Josef Šmidinger (24. 10. 1801 - 2. 2. 1852)
- 1843 finanzierte er aus eigenen Mitteln die Gründung der Strakonitzer Bibliothek – heute trägt sie seinen Namen - Šmidinger-Bibliothek
- an der Eingangstür der Sparkasse am Großen Platz, an der Stelle, wo früher das Geburtshaus von J. Šmidinger stand, befindet sich seine Gedenktafel
- im Jiráseks Roman F. L. Věk wurde J. Šmidinger zur literarischen Vorlage der Gestalt vom Pater Vrba

Josef Režný (*2. 12. 1924)
- als größte Persönlichkeit und größter Kenner des Dudelsackspieles anerkannt
- Mitgründer und Veranstalter der Südböhmischen Feste der Lieder und Tänze in Strakonice (1955 – 1961) und später der Internationalen Dudesackpfeiferfestspiele in Strakonice
- Vorsitzender des Programmrates der IDF
- Ausgabe der Bücher „Internationale Dudelsackpfeiferfestspiele Strakonice“, „Nach den Spuren der Dudelsackpfeifer im Prácheň-Gebiet“
- zu seinem 80. Geburtstag erschien das Buch „5000 Jahre mit Dudelsack“


Josef Skupa (16. 1. 1892 - 8. 1. 1957)
- eine bedeutende Persönlichkeit des Puppentheaters
- Schöpfer der berühmten Marionetten Spejbl und Hurvínek
- 1945 gründete er das Prager Theater Spejbl und Hurvínek
- die Tradition des Marionettentheaters pflegt das Städtische Kulturzentrum mit alljährlicher Schau „Skupas Strakonice“

Zdeněk Troška (*18. 5. 1853)
- Filmtrilogie Slunce, seno…….(Sonne, Heu..) – mit charakteristischen Elementen aus dem Leben auf dem südböhmischen Dorf
- Filme: Bota jménem Melichar (Der Schuh mit dem Namen Melichar), Kameňák 1,2 (ein aus Witzen zusammengestellter Film)
- Märchen: Prinzessin Jasněnka und der fliegende Schuster, Prinzessin aus der Mühle 1,2, Mordsglück 1,2

Johann Anton Graf Losy von Losinthal (* ca. 1645)
- Strakonice ist der Geburtsort des kgl. Hofkammerbeamten und Komponisten, eines der berühmtesten Lautenisten seiner Zeit

Petr Vachler (*1966)- am Anfang der 90er Jahre hat er eine unabhängige Filmproduktionsgesellschaft VAC (Vachler Art Company) gegründet
Pavla

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