Sonntag, 21. Dezember 2008

Karel Fleischmann: AKB

Karel Fleischmann

AKB

Neunhundert und neun der menschlichen Käfer
eine plötzliche Blindheit der Botanisiertrommel
ein Knebel des matten Schweiβes, des stummen Schreckens
gebrochene Beine, keine Schwingen mehr
Stimmen ausgerissen, Erde zertröckelt
verlassene Wohnungen, Muscheln aufgebrochen
Rechnungen abgeschlossen
Gebete durchgerissen:
Beendet und unterschrieben.

Neunhundert und neun der menschlichen Gehirne
der Morgen mit dem Himmel wie unter dem Galgen
ein lander Zug und doch viel zu kurz
der Huflattich zerstreute gelbe Sterne auf den Wällen
irgendwo wimmert das Tuch mit dem heimlichen Gruβ
die Linie der blaugrünene Berge zieht mit
es winkt der schwarze Turm von weitem zu
die der Eichen zerbrochenen Arme:
Zusammengezählt und unterschrieben.

Neunhundert und neun der menschlichen Herzen
ein langer Tag und eine lange Fahrt in den Hühverkörben
eine Rampe – neue, unsere, fremde Menschen
das Geflügel an den Markt, wo nichts gekauft wird
wo weiter vorgelegt und geschickt wird
wo Vrchcáby uns Leben gespielt wird
schwarze, weiβe Parolen
aussortiert oder ein groβes O:
gelesen und unterschrieben.

Neunhundert und neun der menschlichen Käfer
der Krupier hat die Zahl flink verteilt
halb und halb und der nächsten Hälfte halb
bis in der Tiefe der Trommel nur ein Häufchen übrig blieb
des Viertels eine Hälfte und dieser nur halb
transportieren sie in die Leichenhalle, weg nach Polen
den Rest ins Spital. Wo ist AKB?
Nach vier Jahrhunderten ganz auseinandergefegt:
Unterschrieben, duchrgeführt.

1 Kommentar:

KUM hat gesagt…

Zum Thema "Juden" gehört auch dieses Gedicht von Karl Fleischmann. Das Gedicht hat uns Jana vermittelt.:)